Béatrice Stössel, 30.05.2025
Ich streike! Einen Blog schreiben zum Thema: Die Rolle des Mannes im Haushalt. Gewissermassen: Küchenrolle 2.0. Das wird nichts – das spüre ich jetzt schon. In meiner Generation galt ein Mann schon als Weichling, wenn er das Wort Staubsauger nur in den Mund nahm oder diese Apparatur zu bedienen wusste. Es war für einen echten Mann ehrenrührig, sich am Abwasch zu beteiligen, geschweige denn zu putzen. Ausser: Es handelte sich um den Samstagnachmittag und man(n) wusch sein Ein und Alles - SEIN AUTO. In dem Fall kam es sogar vor, dass die neueste Errungenschaft, der Miele-Präsident S (damals der Inbegriff moderner Haushaltstechnik – also ein Statussymbol), auf den Platz vor die Garage geschleppt wurde – um zu zeigen, was man hat, und nebenbei den Innenraum krümelfrei zu machen. Da wurde mit dem Wasserschlauch hantiert, mit echtem Naturschwamm sorgfältig, ja fast zärtlich, die Carrosserie gestreichelt, damit auch ja kein Kratzer in den Lack gerieben wurde. Die zweite Dusche über den Wagen gespritzt und mit einem echten Hirschleder alles trockengerieben. In dieser Disziplin gab es nur Männer am Start. Die Frau hantierte derweil im Haus oder löste mit den Kindern die Schulaufgaben, bevor sie sich dran machte, den Sonntagszopf zu flechten und ins Backrohr zu schieben.
So erlebte ich den «putzenden Mann» in meiner Jugend. Wir Mädchen lernten von den Müttern die Haushaltsführung. Ergänzt wurde diese Praxis durch die «Rüebli-RS» - der obligatorische, mehrwöchige Haushaltskurs. Hier wurde uns beigebracht, wie man Leintücher faltet, Betten frisch bezieht, Gemüse rüstet und Pasta kocht. Sehr wichtig: Das Haushaltbuch führen! Die Ein- und vor allem die Ausgaben feinsäuberlich aufzuschreiben, um so Rechenschaft abzulegen, wofür das Geld ausgegeben wurde. Diese Schulstunden hatten nur die Schülerinnen zu absolvieren. Ich glaube die Jungs hatten derweil Sportunterricht oder sogar frei.
Heute ist das anders. Das wichtigste Fach in Sachen Hausarbeit für Männer heisst: Grillen im Garten. Draussen, wo ihr Engagement auch rundherum bewundert werden kann. Der Mann brutzelt das Fleisch, die Würste und allenfalls die Gemüsespiesse, welche die Frau vorher in der Küche geschnippelt und mariniert hat. Der Göttergatte: in der einen Hand schwingt er die Grillzange, in der anderen sein Bierchen und demonstriert so seine Effizienz im zweihändigen Arbeiten im Haushalt.
Regelmässig kriege ich einen Lachanfall, wenn Männer in der Fernsehwerbung mir erklären wollen, welches Waschmittel garantiert alle Flecken aus meiner Bluse entfernt und alles blütenweiss wird. So ich denn das einzig richtige Mittel wähle, duften mein T-Shirt und ich auch nach einem arbeitsreichen Acht-Stunden-Tag auf dem Bürostuhl noch immer frisch wie der Frühling. Verzeihen Sie, über solche Werbung kann ich nur den Kopf schütteln, insbesondere, wenn ich an die Waschtage meiner Kindheit denke. Das waren echte Arbeitstage. Alles, was schmutzig war, wurde schon am Vorabend in diverse Zuber gelegt und in Seifenwasser eingeweicht. Anderntags von Hand geschrubbt und in grossen Kupferkesseln, in denen sich ein Gestänge hin und her bewegte heiss gewaschen. In der Waschküche dampfte es, dass man keine zwei Meter weit sehen konnte. Im Garten wurden die Leinen gespannt und die noch triefend nasse Wäsche Stück für Stück, mit «Chlüppli» daran festgemacht, damit die Sonne sie trocknen konnte. Solche Waschtage waren das Monatsereignis. Dazwischen gab es die Wochenwäsche auf dem Herd in der Küche. Für mich war der Tag der grossen Wäsche immer ein tolles Ereignis. Da war jede weibliche Hand gefragt. Meistens gab es an diesem Tag einen Eintopf zum Mittagessen. Mir schmeckte die Minestrone immer am besten – dampfend, kräftig, mit viel Gemüse. Belohnt wurden wir Kinder für die Mithilfe mit einem 20-Rappenstück, mit dem wir uns beim Bäcker etwas Süsses kaufen durften. Im Sommer wählte ich immer ein Erdbeereis, welches dort frisch hergestellt wurde und in dem es noch kleine Fruchtstücke gab. Ein weiterer Favorit, hiess FRI-FRI, ein Pulver, das ich mir in den Mund schüttete und in Verbindung mit dem Speichel zu schäumen begann. Herrlich, wie süss/sauer es schmeckte und bestimmt aus reiner Chemie bestand und, nach heutigem Standard sicher, total ungesund war. Ich hab’s überlebt.
Vater klaubte jeweils umständlich das Münz aus seinem Portemonnaie, meine Belohnung fürs Mithelfen. Zur Ehrenrettung der Männer möchte ich an dieser Stelle jedoch folgendes festhalten: Ich bin den Ingenieuren, die die vollautomatische Waschmaschine und den Tumbler erfanden von Herzen dankbar. Sie machen mein Leben einfacher und schenken den Männern Zeit, uns mit feinem Grillgut am Abend zu verwöhnen.
Es lebe die gerechte Aufteilung der häuslichen Pflichten – zwischen Mann und Frau.