Maya Onken , 30.08.2024
Lange Jahre war ich Meisterin darin, die Warnsignale meines Körpers zu ignorieren. Nicht etwa, weil ich blöd bin, sondern weil ich es immer gut mit den Menschen in meiner Umgebung habe. Da komme ich schlichtweg einfach nicht auf die Idee, dass es Personen gibt, die mir nicht wohlgesonnen sind, sondern versuchen
a) etwas wegzunehmen: meine Freundinnen, mein Geld, meine Akzeptanz bei Klassen, meine Lehr-Produkte, meine Kund/innen
b) Gerüchte anzuhängen: schlecht über mich reden, so dass andere sich von mir abwenden oder ein negatives Bild von mir bekommen
c) Böses wollen: mutwillig und strategisch das Umfeld von mir systematisch manipulieren und intrigieren, so dass meine Liebsten nicht mehr wissen, was sie von mir halten sollen
Natürlich wurde ich von nahen Freunden gewarnt und darauf angesprochen. Aber ich wollte es einfach nicht sehen, nicht hören, nicht wahrnehmen. Ich war dann sogar noch ausnehmend nett mit den Neiderinnen, grosszügig und wohlwollend. Inzwischen weiss ich: Das alles vergrössert den Neid und die Eifersucht und nützt nicht die Bohne!
Wenn eine Person nämlich von sich selbst denkt, sie sei ein mickriges kleines Rosenbodendeckerchen, das Leben habe es eben nicht gut mir ihr gemeint. Immer hätten die anderen das grosse Los gezogen. Sie sei immer leer ausgegangen und darum eben sei sie so eine unscheinbare kleine Rosen geworden. Und eigentlich stehe es ihr zu, das zu bekommen, was andere einfach gratis geschenkt bekommen hätten. Wenn ihr dann ein grosser, wundervoll erblühter Rosenbusch begegnet, wo es vor Rosen nur so wimmelt und weitere Knospen sichtbar sind, ist der Kampf angesagt, die wunderschöne Blumenpracht zu vernichten.
Dann folgt die Schere hervornehmen und den Busch stutzen. «Schau mal, wie die daherkommt» (Schnipp), «Die hat sicher keinen Partner und keine Kinder, denn dafür bräuchte man Zeit, die sie nicht hat, da sie diese fürs Make-up braucht» (Schnipp), «Und hast du gesehen, wie die sich benimmt, als wäre sie die Königin persönlich?» (Schnipp), «Wahrscheinlich ist sie strohbohnendoof und verschuldet» (Schnipp) etc.
Das wird dann so lange gemacht, bis die neidische, eifersüchtige Person alle Wucherungen beim Rosenbusch abgeschnitten hat. Da der Rosenbusch lediglich einen leichten Druck verspürt, wachsen die Rosen gleich wieder nach, was zu der nächsten Schneideattacke führt.
Was wirklich viel intelligenter wäre: Die von Neid gepeinigte Person könnte zum Rosenbusch hingehen und ihn fragen: «Was hast du gemacht, dass du so schön wachsen konntest? Gab es speziellen Dünger? Einen gut gedüngten Boden? Bestimme Wetterverhältnisse?» Oder sie könnte die Energie des Rosenbuschschneidens verwenden, sich selbst gut zu schauen und sich um das eigene Wachstum zu kümmern.
Was kann man also als Rosenbusch tun? Achtsam gegenüber Zwick-und Druckstellen sein und sich sofort schützen, wenn diese aktiv sind. Weggehen, Abwehren, keine Informationen geben. Freundlichkeit und Grosszügigkeit verschlimmern das Ganze nur noch. Um also präventiv keine weiteren Rosenbuschschneiderinnen heranzuzüchten, könnten wir achtsam auf die Beschaffenheit unserer Rosen schauen, den Wert dieser anerkennen und anderen Rosenbesitzerinnen den ihren widerspiegeln.