Esther Kaysel, 26.04.2022
Liebe Julia
Vor 31 Jahren habe ich Dich kennengelernt. 23 Jahre jung war ich damals gewesen. Mitten in heftigem Liebeskummer nach einer Trennung hatte ich mich befunden. In einer Bücherei hatte ich Dein Werk „Geliehenes Glück“ entdeckt. Wie herrlich treffend und humorvoll Du doch in diesem Buch die Irrungen und Wirrungen der Liebe geschildert hattest! Nicht der andere sondern ich selbst sollte also für das eigene Lebens- und Liebes-Glück zuständig sein? Ich wollte es mir künftig merken. Dein Buch blieb mir ein wichtiger Begleiter.
Ein Jahr später hatte ich meinen heutigen Ehemann kennengelernt. Seit 30 Jahren sind wir zusammen, 27 davon verheiratet. Sollte wieder einmal der Verdacht aufkommen, dass Deine Bücher und Seminare zu Trennungen führen, dann darfst Du uns als Beispiel dafür nehmen, dass als Nebenwirkungen durchaus auch langanhaltende Ehen auftreten können.
Ich muss gestehen, dass Du mir in den folgenden Jahren abhanden gekommen warst. Ich hatte kein weiteres Buch mehr von Dir gelesen. Zu sehr war ich mit Berufskarriere, Hochzeit, Hausbau und Mutterschaft beschäftigt gewesen.
Erst als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war, entdeckte ich Dich wieder. Nach äusserst schwierigen Zeiten mit unserer an Magersucht erkrankten Tochter hatte ich2017 im Internet gesucht, wie Mütter besser mit ihren Schuldgefühlen umgehen können. Denn Du weisst ja, egal wie Frau (und Mutter) es macht, sie macht es falsch. Und egal, was im Lebenslauf der Kinder schief geht, Mütter sind immer daran schuld. „Schluss mit Schuldgefühlen“ hiess der Kurs, der im Frauenseminar Bodensee ausgeschrieben war. Sofort fiel mir auf, dass die Kursleiterin Julia Onken auch die Autorin des Buches „Geliehenes Glück“ war. Ja, diese Frau wollte ich kennenlernen.
Und dann ging es Schlag auf Schlag. Im Frauenseminar Bodensee hatte sich mir eine Welt enthüllt, die nur darauf gewartet hatte, von mir entdeckt zu werden. Ich lud dort Schuldgefühle ab, wurde selbst und sicherer, entdeckte die längst vergessene Freude am Schreiben wieder, kam der eigenen Biografie auf die Spur und lernte Dich und andere unglaublich interessante und wertvolle Frauen kennen.
Dein erstes Buch „Feuerzeichenfrau“ war nun goldrichtig, um mich durch die Wechseljahre zu begleiten und in „Vatermänner“ und „Rabentöchter“ fand ich Antworten auf viele Fragen. Ein wahrer Fundus an Wissen und Entfaltungsmöglichkeiten eröffnete sich mir! Ich bin definitiv im Garten der neuen Freiheiten angekommen.
Du liebe Julia, zeigst uns immer wieder, dass es sinnvollere Entfaltungsmöglichkeiten als Botox gibt und lebst uns genau dies vor. Und ist dies nicht die wichtigste Erkenntnis und das beste Vorbild, das man auch als Mutter den eigenen Kindern mitgeben kann?
Von ganzem Herzen liebsten Dank und alles Gute zum 80. Geburtstag!
Ich freue mich jetzt schon auf Deine nächsten tiefgründigen, spannenden und humorvollen „Lebens-Reiseführer“!
Herzlich
Esther Kaysel