Petra Sewing-Mestre, 28.04.2022
Liebe Julia
Gerne reihe ich mich in die Schar der Gratulanten ein und wünsche dir von Herzen einen wundervollen Geburtstag, viel Gesundheit, Freude und weiterhin spannende neue Begegnungen und Erlebnisse, die dein Herz hüpfen lassen.
In zwei Weiterbildungen (Wechseljahre/ Weibliches Selbstbewusstsein) durfte ich dich persönlich kennenlernen und du hast direkt einen sehr grossen und nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht – und das in dreifacher Hinsicht.
1. Ich sehe meinem Ruhestand – wenn es ihn denn überhaupt gibt - mit grosser Gelassenheit und Spannung entgegen.
Genau diese Freude auf alles, was da noch so kommen mag, verdanke ich Julia.
Denn du bist das beste Beispiel dafür, dass die Zahl der Lebensjahre absolut keine Bedeutung für das Leben haben muss. Oder anders formuliert: Du zeigst, dass diese zwei Ziffern uns nicht davon abhalten können, auch weiterhin ein erfülltes und produktives Leben zu führen und vor allem, anderen so viel geben zu können –
an wertvoller Lebenserfahrung und einer begeisterten Einstellung dem Leben gegenüber.
Durch dich habe ich sogar gelernt, die manchmal mühsamen Begleiterscheinungen der Wechseljahre aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten und als wertvolles Geschenk der Neuorientierung wahrzunehmen.
2. Deine Liebe zur deutschen Sprache – die auch mir als Sprachwissenschaftlerin so sehr am Herzen liegt.
«Am Anfang war das Wort» - wie wahr! So oft hast du in deinen Seminaren anhand zahlreicher Beispiele gezeigt, wie unser Unterbewusstsein durch einen verräterischen Sprachgebrauch immer wieder an die Tür des Bewusstseins klopft. Wie unsere Sprache unser Denken beeinflusst und andersherum. Und die Erkenntnis, wie die weibliche Entwertung in unserer Gesellschaft besonders mittels der Sprache geschieht. Denn wenn das Bewusstsein für die Worte, die wir in unserer Alltagssprache so oft so unbewusst verwenden, geweckt ist, dann wird auch die Vielschichtigkeit und Irreführung vieler umgangssprachlich benutzter Begriffe deutlich. Der unreflektierte Gebrauch dieser Worte schafft eine Mauer, die die direkte Kommunikation mit uns selbst und anderen blockiert. Du hast gebräuchliche Begriffe immer wieder auf ihre wirklichen Aussagen und Auswirkungen hin durch-leuchtet und das Bewusstsein dafür, was sie eigentlich tatsächlich bewirken, bei uns geschärft.
3. Frauen sind stark, sie müssen nicht gestärkt werden.
Sie brauchen einfach nur Strukturen, in denen sie ihre Stärke zeigen können.
Ein ganz wesentlicher Aspekt für das weibliche Selbstbewusstsein. Du zeigst immer wieder sehr klar und an vielen Beispielen, dass es unbedingt wichtig ist, genauer hinzuschauen: Auf die Beziehung zwischen Frauenbild und Gesellschaft. Frauen sind nicht einfach nur schwach, hilflos oder sonstwie dem «starken» Geschlecht unterlegen; die Situation ist wesentlich vielschichtiger. Und genau diese differenzierte Betrachtungsweise lehrst du anhand vieler Beispiele direkt aus deinem reichen Erfahrungsschatz.
Und vielleicht meine wichtigste Erfahrung, die ich bei dir erleben durfte:
Du sprichst nicht nur von der Solidarität unter Frauen, sondern du lebst sie auch.
Das zeigt sich zum einen in deinem wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den vielen verschiedenen Frauen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen, der inhaltlichen Gestaltung des Frauenseminars und natürlich auch in deinen Appellen an die Frauen, sich gegenseitig ebenfalls wertzuschätzen und diese Haltung auch zum Ausdruck zu bringen (Stichworte: weibliche Vorbilder, Stutenbissigkeit).
Letztendlich hat dein Vorbild mich dazu geführt, dass ich vor zwei Jahren mein Herzensprojekt - die «Frauenakademie Luzern» - gegründet habe. Ich wollte damit ein Netzwerk schaffen, in dem Frauen umfassende Möglichkeiten der Stärkung finden. Im Kontakt mit dir habe ich gesehen, wie sehr sich Frauen gegenseitig unterstützen und stärken können und wieviel Grossartiges dadurch entstehen kann.
Und ich möchte dir unbedingt versichern:
Die Saat, die du gesät hast, ist aufgegangen!
Liebe Julia, für all deine wichtigen Impulse danke ich dir von Herzen.
Ich wünsche dir für deine Zukunft – im Privaten wie auch im Beruflichen – das Allerbeste.
Herzliche Grüsse
Petra Sewing-Mestre
Frauenakademie Luzern