Silvia Trinkler, 27.04.2022
Nach der erfolgreichen Entfernung von «Max» meinem Untermieter im Oberstübchen, beschloss ich nicht bis zur Pensionierung zu warten um vertagte Wünsche umzusetzen.
Da flatterte vom Frauenseminar ein Newsletter in die überfüllte
Mailbox: `Schreib dein Buch!` ja schreiben können, das war ein Traum und ein
Punkt auf meiner To-do-Liste.
Eines Tages war es soweit! Ich sass in der Runde mit fremden Frauen verschiedenster Couleur und war heftig nervös. Die Tür ging auf – ein kurzer Rundum-Blick und du nahmst auf dem Referentinnen-Stuhl Platz. Sehr selbstbewusst, fast etwas herrisch oder überheblich. Entschuldige – selbstsicher! Kein Begrüßungs-Geplänkel. Da warst du. Punkt. Ich glaube du hast dich nicht vorgestellt.
„Ladies! Warum seid ihr hier?“ Ganz klein sass ich auf meinem Stuhl. Als ich dran war mit meiner Ansage: „Ich möchte gerne die Gute-Nacht-Geschichten, die ich meinem Enkel zum Einschlafen erzähle, festhalten. Ich will sie nur für meinen Enkel und mich aufschreiben – es gibt schon genug schlechte Bücher.» Mit einem entrüsteten Blick hast du mich taxiert: «Und wie wäre es mit einem Guten?!» Dies war der Startschuss an mich und meine Texte zu glauben, drauf los zu schreiben, verwerfen, feilen, umschreiben und wieder feilen.
Später, als ich im Online-Magazin mitschreiben durfte, brauchte ich manchmal zehn bis zwölf Überarbeitungen bis ich mich getraute dir den Text zu mailen. Und immer wieder schaute ich meine Mailbox an, die Anspannung war gross: Wie fiel wohl dein Kommentar aus? Meist nur: Gut so! Kurz und prägnant. Alles war gesagt.
Später in der Biografie-Ausbildung halfen die Tage in Romanshorn Zusammenhänge des menschlichen Verhaltens zu verstehen und die Vergangenheit zu akzeptieren. Sie gaben mir Halt meinen Alltag in teilweise stürmischen Zeiten zu meistern. Diese Tage nur mit Frauen waren wohlwollende, geschützte Momente, die ich sonst nirgends erlebt habe. Und deine direkte, ja fast schonungslose Art hat mir viele Therapien erspart. Klar und prägnant, auf den Punkt gebrachte Aussagen. Das mag ich.
Liebe Julia ich wünsche dir weiterhin viel Power, dass du noch viele Bücher schreibst, Kurse kreierst und das Zepter in der Hand hältst. Du bist wirklich eine von Wenigen, die ich immer fordernd und fördernd, ermutigend und zielstrebig erlebt habe. Und den einen Schlüssel-Satz brauche ich oft auch in anderen Lebensbereichen. Danke vielmals!
Silvia