Simone Buser, 03.01.2024
Ein Clown
Ich bin kein Komiker mit grossen Worten, aber ein Clown mit übergrossen Latschen.
Lache über mich selbst, weine über eine Welt voller Despoten und Chaoten.
Menschen halte ich den Spiegel vor, versöhne sie mit ihren Marotten. Auch bin ich ein bisschen Philosoph mit der Neigung zum Überschwang und übermütigen Tun. Wenn Bäume knospen, Vögel zwitschern, springt mir das Herz fast aus den Klamotten.
Von Frühsommerluft umweht, fläze ich stundenlang unter dem Apfelbaum im Gras.
Bienen und Schmetterlinge rufen mir zu: „Lulatsch“, zieh deine Latschen aus und spiel!“ Manchmal überrasche ich sie mit ein paar Purzelbäumen. Oft aber schaue ich hoch zu den Ästen über mir, erahne den süsssäuerlichen Saft, der noch in den Blüten schlummert, beisse auf einen Kleeblattstiel.
In grimmigen Stadtgesichtern lese ich Frust und Verdruss, lasse mich aber nicht betrüben. Wendig im Geist und biegsam in den Gliedern, springe ich spontan vor ihnen in die Luft. Auf der Mundharmonika jage ich die Töne rauf und runter, grinse dann wie ein fröhlicher Lulatsch voller Genuss.
Augen gaffen kurz und Mäuler tratschen, aber schnell recken sich die Mundwinkel himmelwärts und Funken der Heiterkeit entfachen in mir die Lust, für immer dieser Clown zu sein mit den übergrossen Latschen.