Autobiografisches Schreiben Kurs Nummer 608, 12.02.2024
Rondell für die Frau
Frauenbewegung
Frau,
deine Arbeit ist so wichtig!!
Dank
dir und deinen Bemühungen dürfen Frauen heilen & wachsen Frauenbewegung
Schwesternneid auf allen Ebenen
Erkenntnis beseitigt das Übel
Frauenbewegung
Frau, deine Arbeit ist so wichtig!!
Yvonne Theus-Graf
Rondell über meine Angst vor der Dunkelheit
Dunkelheit
Du machst mir Angst
Dringst in meine Seele ein
Dunkelheit
Du frisst mich auf
Verschlingst mich ganz mit
Haut und Haar
Dunkelheit
Du machst mir Angst
Dunkelheit
Du kannst mich mal
Laut singend trotze ich dir
Dunkelheit
Heut hab ich mein Licht dabei
Jetzt hab ich dich enttarnt
Dunkelheit
Du kannst mich mal
Andrea Wilson
Mein Seelenraum
ist meine Zuflucht
Ich entscheide, was ich wem in welcher Form preisgebe
Aus Angst verletzt zu werden, oder andere zu verletzen
Mein Seelenraum ist meine Zuflucht
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Oder manchmal ist weniger mehr
Mein Seelenraum ist meine Zuflucht
Ich entscheide, was ich wem in welcher Form preisgebe
Denise Esseiva
Rondell
Biografisches Schreiben
Mit dem Bleistift alte Türen aufstossen
Staunen und schrecken was da herauspurzelt
Biografisches Schreiben
Heute bin ich meine eigene Zirkusdirektorin
Das Alte führe ich in die Manege, inszeniere neu und sitze auch im Publikum
beim Vorlesen
Biografisches Schreiben
Mit dem Bleistift alte Türen aufstossen
Farouka
Dieser Anruf gilt mir!
Von zu Hause ausziehen, meine erste eigene Wohnung. Welch eine Freude! Gut, ich habe schon zwei Jahre in unserer Keller-Einleger-Wohnung gelebt. Aber das zählte nicht. Ich musste mich trotzdem noch irgendwie im Familienkreis einbringen, die ganz grosse Freiheit fehlte noch.
Dann war er da, dieser Tag! Das Auto vollbepackt, ein Lachen im Gesicht, das Fenster heruntergekurbelt, ein letztes Winken. Noch heute sehe ich meine Mutter am Strassenrand stehen, mühsam die Tränen zurückdrängend, winkend. Ich wusste, jetzt geht sie ins Haus hinein und weint. Nicht, weil sie sich nicht für mich freut, sondern einfach, weil ich flügge geworden bin. Mir aber ist der Duft der Freiheit um die Nase geweht, meine Gefühle haben vor Freude Purzelbäume geschlagen.
Ankunft, den Schlüssel drehen, eintreten. Wenn ich die Augen schliesse, sehe und rieche ich sie noch, meine kleine Wohnung, meinen ersten eigenen «Freiraum».
Und dann hat das Telefon geklingelt und ich wusste, dieser Anruf gilt mir!
Katharina
Unverfrorene Begleiter
Lächelnd blicke ich zurück. Sehe die Spuren, die ihr hinterlassen habt. Sehe euch, wie ihr leichtfüssig durch Sand und Pfützen hüpft, Wiesen, Bäche und Schnee durchstreift. Wie ihr die Wärme des Bodens aufnehmt, wenn Sommerschauer niederprasseln. Aber auch wie ihr euch in verkehrte Schuhe zwängt.
Ganz früh schon seid ihr durch den warmen, manchmal auch recht kühlen Sand gelaufen. Kennt den feinen und den Kiesel-Strand. Habt euch an spitzen Steinen verletzt. Habt euch von der sanften Berührung des Wassers verführen lassen, das Prickeln des salzigen Wassers gespürt. Seid dagestanden, wenn das Wasser leise angerauscht kam oder sich donnernd vor euch brach. Ihr habt im Wasser gespielt, habt euch im Sand versteckt. Habt staunend zugeschaut, wenn der Sand langsam von euch abfiel und nur eine dünne Salzschicht blieb.
Ob nackt oder verpackt, ihr habt viele Düfte, Berührungen, Geräusche und Empfindungen gespeichert. Wasser, ob kuschelig warm, heiss, kalt oder gar gefroren, mit ihm wart ihr eins. Ihr seid vorwärts gegangen, wenn der Weg endlos schien und habt die Momente der Freiheit genossen.
Liebe Füsse, danke habt ihr mich getragen, wenn ich nicht mehr weiterwusste. Mutig immer wieder zum Innehalten, Nachdenken, Spielen, Klären und Loslassen animiert. Ihr habt mich in die Freiheit bewegt.
Karin Bernhard
Kurzbiografie
Meine Heimat ist die Schweiz, mein Wohnort ist Bonstetten
im Säuliamt, mein Fernwehseelenort Skandinavien, mein Herzensort im Negev in
Israel, meine Körperstatur bescheiden, meine Augen grün-blau-grau, meine Haare
braun mit Silberstreifen, Ehefrau eines Weltenbürgers, den Kinderwunsch
schmerzlich losgelassen, Lebenspläne verworfen, Neuorientierung in Progress,
Traditionen und Glaubenssätze aus der Kindheit abgeschüttelt, mehr Sammlerin
als Jägerin, kochmüde, aber backfreudig, glutenunverträglich, nicht Alkohol
geeicht, dafür passionierte Kaffeetrinkerin, militante Nichtraucherin,
überzeugte Morgenduscherin, Lieblingsfarbe Vergissmeinnichtblau, gerne mit
beiden Beinen auf der Erde, auf dem Wasser sofort seekrank, im Flugzeug
kurzatmig bis leicht panisch, Elektroautofahrerin, die Liebe zum Sport noch
nicht gefunden, in der Kindheit als Eiskunstläuferin und Balletttänzerin
gescheitert, im Winter ein Gfrörli, im Sommer schnell überhitzt, im Alltag
ständig übermüdet, mein Verantwortungsbewusstsein manchmal zu hoch, Kindern mit
besonderen Bedürfnissen zugewandt, der Gebärdensprache halbwegs mächtig,
lautstark gegen Ungerechtigkeit, selten obrigkeitsgläubig, grosse
Menschenansammlungen meidend, kritisch unterwegs, manchmal von der Angst
verschlungen, an den grossen Weltfragen verzweifelnd, auf der Suche nach dem
Urvertrauen, mein Selbstvertrauen ausbaufähig, novemberdepressiv, oft gegen den
Strom schwimmend, bedingt teamfähig, immer öfter introvertiert, miserabel im
Smalltalk, Aufräum- und Entsorgungsaktionen als Krisenverarbeitungsstrategie,
interreligiöse Dialoge suchend, im Urlaub meist sorgenfrei, Dachzelt erprobt,
Glücksmomente mit der Kamera einfangend, Weitsicht suchend, ein Zuhause
gefunden, Steine geschleppt, Bäume gepflanzt, Vogelhäuschen aufgehängt,
mehrstimmige Lieder gesungen, im Kloster geschwiegen, nächtelang über Gott und
die Welt sinniert, Freundschaften geknüpft, in Büchern abgetaucht, Taschen
bestickt, über Glut gelaufen, auf Berge geklettert, in den Sonnenaufgang
gewandert, Wasserfälle gesammelt, unter Nordlichtern getanzt, mit
Schlittenhunden durch den Schnee gefahren, auf gefrorenen Seen Schlittschuh
gelaufen, einen Wüstenfuchs getroffen, in Quellen gebadet, unter dem
Sternenhimmel gelegen, die Mitternachtssonne gefunden...
... Sehnsüchte träumend weiterhin beschäftigt mit der
grossen Sinnfrage.
Rahel Patzko
Märchen
zum Thema Familie
Es war einmal eine ganz normale Familie: Vater, Mutter, ein Kind. Die Mutter
kochte, putzte und machte alles, was im Haushalt so nötig ist. Die Mutter
war oft ziemlich still. Das Kind war vernünftig und brav und oft traurig. Es
fragte die Mutter nach der Welt draußen. Die Mutter erzählte, dass sie als
Aschenputtel arbeiten musste, bevor sie den Vater geheiratet hat. Sie warnte
das Kind: "Mädchen müssen oft als Aschenputtel arbeiten! Das ist das
Schicksal von Mädchen." Das Kind sagte: "Aber jetzt musst du nicht
als Aschenputtel arbeiten!" Und die Mutter sagte: "Wer weiß: Das kann
sich immer wieder ändern." Und so gingen die Tage und Jahre dahin.
Das Kind glaubte der Mutter nicht. Und so beschloss es, kein Aschenputtel zu
werden. Und eines Tages, als die Mutter schon lange gestorben war, lernte das
Kind, dass beides stimmt. Dass die vielen Aschenputtel immer noch in der Welt
sind. Manche kämpfen wie das Kind im Märchen, um diesem Schicksal zu entgehen.
Und fatalerweise glauben viele Mädchen noch an den Prinzen, der sie davor
rettet.
Marlies Sonnentag
MÄRCHEN
Es war einmal ein kleines schüchternes Mädchen, das am liebsten draussen in der Natur war. Im nahen Wald ging es spielen, sammelte Tannzapfen, legte sich in das Farn und war gerne bei den Bäumen.
Das Mädchen wusste nicht, ob es erwünscht war. In seinem Herzen fühlte es etwas und konnte es doch nicht beschreiben.
Im Haus lebte die Mutter des Mädchens. Sie war immer am Arbeiten. Es war die Dienstmagd. Sie hatte kaum Zeit für sich und schrie das kleine Mädchen laut an, wenn es etwas fragte.
So ging das Mädchen weiter zur Hexe, wo im gleichen Haus wohnte. Diese hatte einen Gehstock und lange weisse Haare. Manchmal am Morgen schlich sich das Mädchen zur Hexe unter die Bettdecke. Dort war es kuschelig und warm. Gerne kämmte das Mädchen der Hexe mit einem Kamm das lange weisse Haar. Manchmal teilte die Hexe eine Banane, und das Mädchen durfte davon essen. Doch wenn die Hexe schlechte Laune hatte, wurde das Mädchen mit Geschimpfe oder mit Stockschlägen weggejagt. Wenn die Dienstmagd dies mitbekam, gab es Schelte, denn es war dem Mädchen verboten, die Hexe zu besuchen. So ging das Mädchen zum Riesen, der im gleichen Haus wohnte. Der Riese tüftelte an Maschinen oder reparierte sie. Das Mädchen durfte zuschauen oder mithelfen. Doch es gab Tage, da schickte der Riese das Mädchen mit barschen und lauten Worten weg.
Es lebte noch der Ratgeber im selben Haus. Er arbeitete viel und war der Vater des Mädchens. Er hörte dem Mädchen immer aufmerksam zu, wenn es mit Fragen zu ihm kam. Manchmal meinte er: "Das ist eine gute Frage, darüber lohnt es sich nachzudenken." Der Ratgeber kannte alle Pflanzen und Bäume mit Namen und erklärte geduldig alles. Wenn das Mädchen traurig und verzweifelt zu ihm kam sprach er ihm Mut zu: "Weisst du , das geht alles vorüber. Es kommen wieder bessere Zeiten." Diese Worte waren für das kleine Mädchen wie ein Rätsel.
Die Jahre zogen durch das Land. Die Hexe, der Riese, die Dienstmagd und der Ratgeber leben schon lange nicht mehr.
Doch immer, wenn das Mädchen, wo inzwischen Mutter ist, manchmal müde und verzweifelt ist, denkt sie dann oft an die weisen Worte vom Ratgeber und schöpft daraus Kraft: Es geht alles vorüber, es kommen wieder bessere Zeiten.
Annamaria Studer
Mehr Information zu dem Kurs:
"Autobiografisches Schreiben"