Ich hatte einen Traum, und der war
sonnenklar. Eine Psychologieschule für Frauen
solle ich gründen. Ich wusste zwar nicht, wie man eine Schule gründet, aber
eines war klar: ich werde eine Schule auf die Beine stellen.
Dann ging ich mit diesem Gedanken schwanger.
Glücklicherweise wies mich der nächste Traum darauf hin, was dabei zu beachten
wäre. Ich träumte nämlich von verschiedenen Menschen, die alle einbeinig waren
und immer versuchten Dinge zu tun, die nur mit zwei Beinen zu bewerkstelligen
sind.
Damals arbeitete ich noch Teilzeit in der Bewährungshilfe. Und als ich eines Tages zu einer Sitzung erschien, sagte ein Kollege: "Weißt du, ich finde es einfach schön, dass du wenigstens mit einem Bein bei uns bist." Dieser Satz sass. Ich verstand den Traum sofort und antwortete: "Hiermit spreche ich mündlich meine Kündigung aus, ich will nämlich eine Schule gründen und dafür muss ich auf beiden Beinen stehen."
Das einzig feste Einkommen aufzukündigen und ohne jegliche didaktische und methodische Kompetenz, von betriebsstrukturellen Kenntnissen ganz zu schweigen, schien das Projekt für meinen Bekanntenkreis zum Scheitern verurteilt.
Zuerst klein, handgestrickt aber
unermüdlich lernend, autodidaktisch unterwegs,
engagiert und vor
allem mit Leib und Seele bei der Sache.
Inzwischen sind bald dreissig Jahre vergangen.
Die Schule mauserte
sich, vom
Alleingang zu einer Aus- und Weiterbildungsinstitution
mit einem hochkarätigen DozentInnenteam.
Zudem Eduqua zertifiziert, eingebunden in Dachverbänden und mit anerkannten Lehrgängen und Abschlüssen bis zum Eidg. Fachausweis.
...mein Ein und Alles.
Ich kann mir kaum noch was Schöneres vorstellen, als Lehrgänge zu entwickeln und sie mit lernfreudigen Frauen umzusetzen.
Mein Beruf ist mir Berufung. Mich interessiert,
was der Mensch und was die Welt im Innersten zusammenhält.
Und noch etwas. Ich bin jetzt 80 Jahre alt. Mein Erfahrungskapital
wächst ständig.
Berufslehre
als Papeteristin , anschliessend Einkäuferin einer Papierwarenhandlung: Alles was mit Schreiben, Papieren und
Büroorganisation zu tun hat, gehört noch immer zu
meiner heimlichen Leidenschaft.
Schauspielschule
mit dem Prüfungsresultat: Durchgefallen mit dem Kommentar:
"Die Kommission glaubt nicht an erfolgreiche Bühnenlaufbahn".
Wie Recht sie hatte! Obwohl für mich damals eine Welt zusammenbrach. Inzwischen stehe ich doch auf der Bühne, aber
nicht als Schauspielerin, sondern in eigener Sache, halte Vorträge
und bin eine leidenschaftliche Rhetorikerin. Gelernt ist eben
gelernt.
Zweiter
Bildungsweg : Nachhilfe in naturwissenschaftlichen Fächern
von meinem
damals zukünftigen Mann. Hingegen genussvoll mit allem, was
mit Literatur, Geschichte und Latein zu tun hatte, beschäftigt. Bildungsunterbruch:
Schwangerschaft, Geburt, und noch eine Schwangerschaft
und Geburt. Mutter mit zwei Kindern, rund-um- die-Uhr-Beschäftigung
und einem immensen Bildungshunger, den ich
gezielt zu stillen trachtete.
Ochs am Berg, was nun?
Mit dem Eintritt der
jüngeren Tochter in den Kindergarten Quereinstieg und Beginn des vierjährigen
Studiums an der Akademie für angewandte Psychologie (AAP) in Zürich mit
Abschluss, Lehranalyse. Weiterbildung: personenzentrierte
Gesprächspsychotherapie, transpersonale Psychosynthesis, Gruppen- und
analytische Paartherapie, Sprach, Laut- und Schreibtherapie.
Es folgte eine
langjährige therapeutische Tätigkeit im Strafvollzug und in der
Bewährungshilfe, Dozentin in der Erwachsenenbildung und nach Erteilung der
kantonalen Praxisbewilligung für Psychotherapie Führung einer eigenen Praxis.
Mit der Scheidung Startschuss zum Bücherschreiben, inzwischen ca. 14 Sachbücher geschrieben.