Im Alleingang führte ich alle Lehrgänge im Hochhaus in Kreuzlingen durch. Eine Sekretärin erledigte einmal wöchentlich die administrativen Arbeiten. Und da ich alle Hände voll zu tun hatte und sich immer mehr Frauen für das Frauenseminar interessierten, bat ich die Teilnehmerinnen: "Bitte nicht weiterempfehlen!"
Mit Dozentinnen, die mich in meiner Arbeit unterstützten und einem erweiterten Sekretariat, entwickelte ich neue Kursthemen und wir erfreuten uns an einem regen Betrieb. Da ich gleichzeitig Bücher schrieb und laufend Anfragen für Vorträge und Einladungen für TV-Sendungen erhielt, kam ich mir manchmal vor wie ein Hamster im Rad.
Erster Versuch zu fliehen. Wir kauften ein Haus in Frankreich und ich rechnete mir aus, dass ich mich dann besser abgrenzen könne. Die Schule war in der Zwischenzeit in der Klubschule Kreuzlingen untergebracht und wurde von einer Dozentin geleitet. Ich hatte mich aber gehörig verrechnet, denn nun pendelte ich zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her und alles wurde noch aufwendiger und komplizierter. Und weil ich weiterhin Bücher schrieb, kamen auch noch langatmige Vortragstourneen dazu.
Rückkehr in die Schweiz. Ich nahm das Zepter wieder in die Hand und nun stieg ich wieder mit Volldampf schaffensfroh in den Schulbetrieb ein. Dann erfolgte der Umzug in das Seminarhaus in Romanshorn, wie geschaffen für uns, mit einigen Zimmern zur Übernachtung. Inzwischen hatten wir ein beachtliches DozentInnenteam mit 10 Lehrpersonen, alle engagiert und leidenschaftlich lehrend. Und ich schrieb immer noch gleichzeitig Bücher.
Ich hatte meine ältere Tochter Maya schon lange im Auge. Wollte sie aber nicht beeinfl ussen, sondern wartete auf einen günstigen Moment. Sie hatte inzwischen ihr Germanistik-Studium abgeschlossen und arbeitete als Personalverantwortliche und Ausbildungsleiterin in einem grossen Betrieb. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen. Sie wurde Mitglied in der Geschäftsleitung und führte mit mir zusammen das Seminar. Das FSB erhielt mit ihrem Beitritt nochmals neuen Schwung, sie brachte neue Ideen ein, vor allem der Bereich Coaching wurde unter ihren Fittichen mit den neuesten Erkenntnissen ergänzt. Wir stellten rasch fest, dass wir zwar von der Philosophie her absolut identisch sind, aber unsere inhaltlichen Schwerpunkte unterschiedlich setzen wollten.
Wir eröffneten in Uster in der Villa am Aabach eine Zweigstelle, die nun vollumfänglich von Maya geleitet wurde. Zuerst – ich gebe es zu - war ich etwas skeptisch. Als ich dann aber erlebte, wie zu einer Abendveranstaltung bei 12 Grad unter Null über 100 Personen kamen, war mir klar: Der neue Standort ist ein Volltreffer. Nun begann Maya , nach eigenen Seminarräumen zu suchen und wurde rasch fündig.
Dann
war es soweit. Irgendwie wollte der Name „Frauenseminar Bodensee“ nicht
mehr so richtig passen, da Maya das Seminar auch für Männer öffnete.
Und so kam es in Uster zum neuen Namen: Onken Academy.
Auch für mich gab es Veränderungen. Im Sommer gab ich die erste Ausgabe des Magazins Generation Superior heraus. Mit der elften Ausgabe änderten wir den Titel „Generationen unterwegs“, neu als Online-Magazin. Wir berichteten generationenübergreifend und besprachen Themen aus Beruf und Alltag.
Mutter und Tochter: Zwei Schulen – eine Philosophie. Inhaltlich besetzen wir sowohl unterschiedliche Themenbereiche als auch Lehrgänge, die wir gegenseitig in Kooperation durchführen. OA steht für alles, was mit Coaching, Kursleitung und berufl icher Karriere zu tun hat. FSB für Psychologie, Philosophie und die Schreibschule. Viele unserer Teilnehmerinnen kennen beide Institutionen und suchen sich die für sie passenden Themen heraus. Gemeinsame Auftritte sind für uns beide stets eine grosses Vergnügen!
Maya, Inhaberin und Leiterin der Onken Academy, engagiert und mit Herzblut stets am Ball von Bildung und Weiterentwicklung. Und was mich betrifft – noch ist kein Ende abzusehen. Und Bücher schreibe ich immer noch.
Erhielten wir die Kündigung für unsere Seminar- und Übernachtungsräume. Zunächst Ein schwerer Schlag. Dann aber entdeckten wir im Bahnhofgebäude nur wenige Meter weiter fantastische Räume mit Seesicht und zogen um. Seit da sind wir die einzige Frauenschule mit eigenem Bahnhof!
Corona hat unser Leben verändert. Schulschliessung kam für uns nicht in Frage. Wir stellten sofort alle Lehrgänge auf Online-Unterricht um, schulten uns im Umgang mit dieser neuen Lernform. FSB-Dozentinnen und auch ich machten in der OnkenAcademy eine spezielle Ausbildung als Online-Trainerin. Und ich muss ehrlich zugeben, zunächst wollte mir das nicht gefallen und ich überlegte ernsthaft, ob es nicht besser sei, in meinem Alter Schwäne zu füttern als mich mit Online-Lernprogrammen herumzuschlagen. Maya hielt mir eine Standpauke «Mutter», sagte sie «das kommt nicht in Frage». Und sie hatte recht.
Inzwischen bin ich ein richtiger Fan vom OnlineUnterricht geworden, mehr noch, ich habe eine neue Abteilung Online-Denkforum entwickelt.
@ Online-Cafés- Orte des Austausches und der Begegnung
Trauercafé
– Schreibcafé – Seniorencafé – Café für Angehörige von
Schwerkranken
@
Online-Ringvorlesung
Der Liebe eine Chance geben – Der Krise einen Sinn geben – Dem Alter Würde
geben – Dem Leben eine Aufgabe geben
Online-Studio
Der Erfolg mit unseren Vortragszyklen war derart überwältigend, dass wir gleich weitere Zyklen folgen liessen.
Die Kraft der Worte
«Von den letzten Dingen» Endzeit oder Übergang?
Online-Kongress NAHTODERFAHRUNGEN
„Lust auf Leben – alles andere wäre blöd“
Ich bedanke mich herzlich für die vielen Gratulationen zum Jubiläum. Hier können Sie einige davon lesen.
Ich wollte von Maya erfahren, ob sie sich noch an diese Zeit erinnern kann und fragte nach. Das interessante Interview finden Sie auf Julia Onken Onlinemagazin.